Widerspiegeln

Diese vierte Strategie des Verbindungskreislaufes beinhaltet, dass wir unserem Kind zurückspiegeln, was es gesagt hat. Dieses Widerspiegeln ähnelt dem zweiten Schritt. Wir lassen sie wissen, dass wir sie wirklich gehört und wirklich verstanden haben.

Der Unterschied zu Schritt 2 (Anerkennen) ist, dass wir uns jetzt speziell darauf konzentrieren, was unser Kind tatsächlich gesagt hat. In der 2. Phase ging es zunächst um das Erkennen von Emotionen und das Mitfühlen mit unserem Kind. In dieser 4. Phase geht es aber darum, ihnen mitzuteilen, was sie uns im Wesentlichen erzählt haben.

Also: “Ich höre, was du sagst; du hast es richtig gehasst, als ich dir verboten habe, noch eine Folge deiner Serie zu schauen.” oder: “Kein Wunder, dass dich das wütend gemacht hat, ich würde auch sauer sein.” Mit diesen Sätzen spiegeln wir wider, dass wir wirklich begriffen haben, was unser Kind sagt; warum unser Kind so reagiert. Es ist quasi noch eine Schippe oben drauf, im Vergleich zu Schritt 2.

Aber: nicht jede emotionale Reaktion unseres Kindes bedarf das Widerspiegeln. Beispiel: Unser Sohn regt sich über das Ärgern seines Bruders auf und schreit lauthals: “Du bist so ein Idiot, ich hasse dich!!” Dann kommt er weinend zu uns Eltern und sagt: “Ich hasse meinen Bruder einfach.”

Wir setzen in diesem Moment den Verbindungskreislauf in Gang, spenden Trost, bringen Mitgefühl zum Ausdruck, erkennen seine Erfahrung an (“Ich weiß, du bist gerade richtig wütend.”) Wir hören uns seine Gefühle an und spiegeln zurück, was wir hören (“Du bist so wütend, weil dein Bruder dich geärgert hat, stimmt’s?”). Er könnte weiter lauthals weinen und ggf. den Satz, dass er seinen Bruder hasst, wiederholen.

Jetzt wird es knifflig. Denn wir wollen ja widerspiegeln, was er fühlt, aber wir wollen nicht, diese “Geschichte”, er hasse seinen Bruder, verstärken. Daher können wir nicht sagen: “Ich weiß, du hasst deinen Bruder.” So würde sich seine augenblickliche Emotion zu einer dauerhaften Meinung verhärten. Stattdessen könnten wir sagen: “Ich kann verstehen, dass du so wütend auf deinen Bruder bist. Ich hasse es ebenfalls, wenn mich jemand ärgert. Ich weiß, dass du deinen Bruder eigentlich gern hast, denn vorhin hattet ihr noch so viel Spaß, erinnerst du dich?” So wird die Perspektive unseres Sohnes erweitert (um die gute Erfahrung, die er kurz vorher mit seinem Bruder gemacht hat).

Der momentane Zustand (Wut auf den Bruder) wird also nicht zu einer dauerhaften Meinung, die einen festen Bestandteil ihrer Beziehung darstellt.

Puh - das klingt kompliziert, oder? Kein Stress - im Endeffekt geht es darum, dass wir, indem wir das Gesagte unseres Kindes widerspiegeln, vermitteln, dass wir unser Kind wirklich verstanden haben. Bei Schritt 2 (Anerkennen) erkennen wir “lediglich” das Gefühl / die momentane Emotion an.

Der Verbindungskreislauf kann eine hilfreiche Methode sein, uns mit unserem Kind zu verbinden, wenn es in großer emotionaler Not ist. Diese Verbindung ist die Grundlage dafür, dass uns unser Kind wieder zuhören kann und wir ihm unsere Werte und Regeln vermitteln können.

Herzlichst,

Nicole Schöbe

(Quelle zum Nach- und Weiterlesen: Disziplin ohne Drama, Achtsame Kommunikation mit Kindern von Siegel & Bryson)

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Verzweiflung. Mitgefühl. Verbindung.

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Nicht reden - zuhören !